Ärger am Steuer erhöht das Unfallrisiko

Verspätungen, Staus, Respektlosigkeit: Im Autoverkehr gibt viele Anlässe für Frustrationen, die bei manchen Menschen Stress und Wut auslösen. Eine neue Studie britischer Forscher kam zu dem Ergebnis, dass Aggressivität am Steuer das Risikoverhalten erhöht und daher anderen Verkehrsteilnehmern und zukünftigen selbstfahrenden Autos schaden kann.
Ärger am Steuer erhöht das Unfallrisiko
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Haben Sie sich am Steuer auch schon einmal über andere Verkehrsteilnehmer geärgert? Im Autoverkehr gibt es viele Anlässe für Stress und Frustration, sei es wegen eines zu langsamen Fahrers, eines gefährlichen Ausweichmanövers oder eines Verkehrsteilnehmers, der bei einer grünen Ampel nicht sofort losfährt. Eine neue Studie von Forschern der Universität Warwick belegt, dass Ärger die Situation verschlimmert und das Fahrverhalten beeinträchtigt. Die Wissenschaftler untersuchten die Leistung von mehr als 1700 Fahrern, die mit einer Frustsituation konfrontiert wurden. Ziel war es, herauszufinden, ob ihr Fahrverhalten dadurch verändert wurde.

Höheres Unfallrisiko

Die in der Fachzeitschrift Accident Analysis and Prevention veröffentlichten Ergebnisse belegen, dass ein aggressives Fahrverhalten zu zahlreichen Fehlern im Straßenverkehr führt. Im Einzelnen zeigen die britischen Forscher, dass aggressive Fahrer schneller fahren (durchschnittlich 5 km/h) und sich weniger an die Verkehrsregeln halten (z. B. beim Spurwechsel keinen Blinker setzen) als die Kontrollgruppe. Bei genervten oder gestressten Fahrern wurden sogar 2,51-mal so viele Fahrfehler festgestellt.

Angesichts dieser Fakten und der bevorstehenden Einführung selbstfahrender Autos sind die Wissenschaftler der Meinung, dass die Studienergebnisse die Grundlage für die Entwicklung eines Systems zur Überwachung aggressiven Fahrverhaltens liefern könnten. „Diese Studie ist wichtig, da der Straßenverkehr in naher Zukunft aus autonomen und nicht-autonomen Fahrzeugen bestehen wird, an deren Steuer potenziell aggressive Fahrer sitzen. Dies könnte zur Erkennung von aggressivem Fahrverhalten in ihrer Umgebung beitragen“, fügt Zhizhuo Su hinzu, Doktorand an den Institutes of Digital Healthcare and Intelligent Vehicles des WMG der Universität Warwick und Hauptautor der Studie.

Abspielen von entspannender Musik

Konkret sollen die Fahrzeuge in die Lage versetzt werden, eine aggressive Fahrweise und damit ein erhöhtes Risiko für Fahrfehler zu erkennen und entsprechend zu reagieren. „In den letzten Jahrzehnten haben Verkehrssicherheitsmaßnahmen, Änderungen der Infrastruktur und die Verbesserung der Fahrzeugsicherheit die Zahl der Verkehrstoten erheblich gesenkt. Dennoch bleibt menschliches Versagen – oft in Folge einer aggressiven Fahrweise – eine der Hauptunfallursachen. Mit dem Ziel, den Straßenverkehr sicherer zu gestalten, konzentriert sich unsere Forschung auf Methoden, um den Zustand des Fahrers zu verstehen und riskantes Verhalten durch den Einsatz von Fahrerüberwachungssystemen (DMS) zu erkennen“, erklärt Roger Woodman, Assistenzprofessor am WMG und Mitautor der Studie.

Der Wissenschaftler ist überzeugt, dass dies insbesondere durch den Einsatz von Beruhigungsmethoden erreicht werden könnte, beispielsweise durch die Reduzierung des Geräuschpegels im Fahrzeuginnenraum, das Abspielen von Entspannungsmusik oder sogar eine Verlangsamung des Fahrzeugs. Auf diese Weise könnte das Unfallrisiko aufgrund aggressiven Fahrverhaltens verringert werden. Das Barometer für verantwortungsbewusstes Fahren der Stiftung VINCI Autoroutes, das in Zusammenarbeit mit dem Umfrageninstitut Ipsos im Rahmen einer Befragung von 12 400 Personen in elf europäischen Ländern durchgeführt wurde, ergab für das Jahr 2022, dass 21 % der Fahrer ihr Verhalten am Steuer als nervöser, impulsiver oder aggressiver als im Alltag bezeichneten. Dies kann sich in Form von Beschimpfungen anderer Verkehrsteilnehmer (65 %), übermäßigem Hupen (55 %), einer absichtlichen Reduzierung des Sicherheitsabstands (34 %) oder Rechtsüberholen auf der Autobahn (27 %) äußern. Alles Verhaltensweisen, die das Unfallrisiko erhöhen.